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Nachruf von Beatrice Andeer

von Ruth Bai-Pfeifer

Beatrice Andeer-Stämpfli
17. Mai 1957 – 21. November 2023

Es ist kaum fassbar, dass Beatrice nicht mehr da ist. Wir lernten uns vor 35 Jahren kennen. Sie gehörte zusammen mit ihrem Mann Daniel zu den Gründungsmitgliedern von Glaube und Behinderung.

Als kerngesundes Kind geboren, erkrankte Beatrice eine Woche nach ihrer Geburt an einem unbekannten Virus, der verschiedene Kugelgelenke in ihrem Gesicht und Körper deformierte. «Und trotzdem!» Das zieht sich wie ein roter Faden durch Beatrices Leben.

Früh wuchs der Wunsch in ihr, Lehrerin zu werden. Am Lehrerseminar in Thun wurde sie trotz bestandener Aufnahmeprüfung aufgrund ihrer Körperbehinderung abgelehnt. Was für sie sehr schwierig war, entwickelte sich später zu ihrem grössten Glück. Sie konnte ihre Ausbildung am Lehrerseminar der evangelischen Mittelschule in Schiers absolvieren. Dafür zog sie für einige Jahre ins Bündnerland. Sie pflegte während der Ausbildungszeit neue Freundschaften und besuchte regelmässig die Bibelgruppen der VBG (Vereinigte Bibelgruppen für Schule, Universität und Beruf). Der Glaube an Jesus Christus, wurde für Beatrice immer mehr zum tragenden Lebensfundament.

1978 schloss sie ihre Ausbildung mit dem Primarlehrerpatent ab und unterrichtete anschliessend während 7 Jahren als Religionslehrerin an der Stadtschule in Chur. In dieser Zeit lernte sie den Bündner, Daniel Andeer kennen und im September 1979 heirateten sie in Chur.

1985 wurde ihnen  Seraina Eva und weitere drei Jahre später Sohn Timon Andreas geboren.

Gemeinsam mit ihrem Mann Daniel setzte sie sich mit anderen Betroffenen von der ersten Stunde an bei der Gründung von „Glaube und Behinderung“ ein.

Durch GuB liess sich Beatrice ermutigen, über ihr Leben mit Beeinträchtigung öffentlich zu reden. Mit viel Offenheit und Herzblut sprach sie vor jungen Menschen im Konfirmandenunerricht, an Frauenfrühstückstreffen oder auch in Gottesdiensten  über das Leben mit Behinderung. Sie sprach auch über den Schmerz und die Limitierungen, aber auch über Hoffnung, Wert und Einzigartigkeit einer Frau wie sie es war, die sie in den Augen Gottes hatte.

Beatrice brachte sich über viele Jahre mit ihrem grossen Organisationstalent rund um unsere jährlichen Weekends ein. Sie organisierte alles Praktische wie Anreise, Abholdienst, Übernachtung, Essenswünsche und vieles mehr. Nicht zu vergessen, dass sie das alles neben ihrer Aufgabe als Mutter von Seraina und Timon machte. Auch Daniel unterstützte sie immer tatkräftig.

An einem dieser Weekends brachte Beatrice auch das Lied: „Vergiss es nie…Du bist du“ von Jürgen Werth ein. Immer, wenn ich dieses Lied höre oder singe, werde ich an Beatrice denken.

Beatrice musste man kennen lernen wollen. Wer sie nur über ihr Äußeres, das von ihrer Beeinträchtigung gezeichnet war, beurteilte, entdeckte nie die wertvolle Beatrice. Wie oft musste sie abschätzige Bemerkungen wegen ihrem Aussehen einstecken und verarbeiten. Daniel hat diese innere Beatrice gesehen und geliebt, und mit ihr so manche Beleidigungen ausgehalten. Für mich war es ein grosses Zeugnis, dass Beatrice trotz allem immer wieder Gottes Zusagen für sich in Anspruch nehmen konnte: „Du bist wertvoll und ich habe dich lieb.“

Mit den Jahren wurde durch fortschreitende Arthrose ihre Bewegungsfähigkeit immer mehr eingeschränkt, so dass ein Rollstuhl notwendig wurde. Beatrice kämpfte über Jahrzehnte gegen starke Schmerzen und mit ihren Einschränkungen. Es gab einige Highlights in dieser Zeit: Da waren die Hochzeiten ihrer beiden Kinder 2013 und 2018, und 2017 die Geburt ihres Grosskindes Hanna.

Im Mai 2016 wurde bei Beatrice eine Niereninsuffizienz diagnostiziert.  Ab diesem Zeitpunkt musste sie 3 x wöchentlich an die Dialyse. Trotz dieser weiteren einschneidenden Diagnose schaffte es Beatrice, immer wieder Kraft und Lebensmut aufzubringen. Die regemässig stattfindenden Dialysebehandlungen waren körperlich und psychisch belastend und ein Einschnitt in den selbstbestimmten Alltag von Beatrice.

Im Oktober 2023 unterzog sich Beatrice weiteren Untersuchungen und Operationen. Nach einer weiteren schlechten Prognose, welche die verbleibende Lebensqualität von Beatrice weiter minimierte, entschied sie sich, die Dialyse- und weitere lebenserhaltende Behandlungen abzubrechen.

Während ihrer letzten Tage war Beatrice täglich umgeben von ihrer Familie und ihren Freunden. Mehr als 45 Jahre lang durften Beatrice und Daniel glückliche, erlebnisreiche, schmerzvolle, sonnige und fröhliche Tage erleben. Gemeinsam meisterten die beiden alle Klippen des Lebens. Die letzten Tage verbrachte Beatrice im Hospiz in St. Gallen.

An ihrem letzten Tag habe Beatrice über Ostern gesprochen. Sie äusserte, dass sie an einen Himmel ohne Schmerz und Tränen glaube. Am Dienstagmorgen, 21.11.2023 um 07:44 Uhr durfte sie ruhig einschlafen.


Beatrice

Als ganz gesundes Kind im Mai 1957 in Bern geboren, erkrankte ich eine Woche nach der Geburt an einem unbekannten Virus, der verschiedene Kugelgelenke in meinem Körper zerstörte. Trotz ganz schlechten Prognosen konnte ich meine Defizite mit starkem Willen ausgleichen und erreichte die mir gesteckten Ziele.

1978 schloss ich meine Ausbildung mit dem Primarlehrerpatent ab und unterrichtete anschliessend während 7 Jahren als Religionslehrerin an der Stadtschule in Chur. Am Anfang meiner Lehrtätigkeit verlor ich mein Herz an einen Bündner und heiratete im September 1979.

Sechs Jahre später wurde unsere Tochter geboren und drei Jahre später unser Sohn. Ich war nun überzeugte Familienmanagerin und setzte meine organisatorischen und kreativen Fähigkeiten vorallem zuhause ein.

Zusammen mit meinem Mann Daniel setzte ich mich gemeinsam mit anderen Betroffenen bei der Gründung einer christlichen Behindertenarbeit ein. Zunehmend entdeckte ich dort meine Fähigkeiten, in der Öffentlichkeit meine Lebens- und Glaubenserfahrungen als behinderte Frau mit anderen zu teilen und zu ermutigen, sinnvolle Lebenswege zu suchen.

Wo stehe ich heute und was habe ich weiter zu geben? Bedingt durch zunehmende schwere Arthrose in den zerstörten Gelenken, verbringe ich meine Tage vorwiegend sitzend, im Elektrorollstuhl, im eigenen Auto oder vorallem zu Hause. In Referaten für Erwachsene gebe ich meine Erfahrungen zu den Themen  "ICH LEISTE-DARUM BIN ICH?!"  (Leistung- Selbstwert- Gottesbild ) oder zu der Frage  "KRISE GLEICH CHANCE???"  weiter. Mehr dazu finden Sie hier.

Nach langer Abwesenheit vom Schulalltag  „stehe“ ich auch wieder vor Schulklassen oder Jugendlichen in Kirchgemeinden um ihnen das Thema  "UMGANG MIT BEHINDERTEN (K)EIN PROBLEM" näher zu bringen. Es sind spezielle Erfahrungen, wenn man plötzlich (wenn auch nur probehalber) im Rollstuhl zu sitzen oder mit den Füssen schreiben muss. Auf diese Weise versuche ich, sogenannt gesunde Menschen an das Thema „Behinderung" heran zu führen. Dass in meinem oft turbulenten und schmerzvollen Leben auch der Glaube an Gott einen grossen Stellenwert hat, erachte ich als wichtige Botschaft bei meinen Einsätzen. Hier zu den Details.

Als Ausgleich zu meiner Kopfarbeit und um meine vielen unausgefüllten Stunden sinnvoll zu nutzen, bin ich auch begeisterte Strickerin. In meinem Vorrat finden sie fast immer einen schönen Schal für den nächsten Geburtstag einer Freundin oder warme Socken für den nächsten Winter. Mit diesen kreativen Erzeugnissen unterstütze ich Projekte für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Bedingt durch meine vielen persönlichen Erfahrungen habe ich vor einigen Jahren noch einen Grundkurs für Seelsorge und Lebensberatung absolviert und begleite oft Menschen auf ihrem schwierigen Lebensweg.